Hong Kong oder 香港
– den Namen der Weltstadt am Perlflussdelta im
Süden Chinas hat wohl jeder schon mal gehört und jeder hat so seine
eigenen Vorstellung von ihr. In meiner Vorstellung war Hong Kong ein
ziemlich exotischer Ort, eine moderne Stadt voller Glas und Beton, in
der man noch traditionelle Schriftzeichen benutzt und
unverständliches Kantonesisch spricht.
Um diese Metropole
zu erkunden habe ich auf dem Weg von Xi‘an nach Phnom Penh Anfang
Januar einen dreitägigen Zwischenstopp gemacht, weil zumindest der
Flug nicht mehr gekostet hat...
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Eine der Doppelstock-Straßenbahnen schlängelt sich durch eine Marktstraße. |
An vielen Stellen
stimmen die Vorstellungen schon auch, aber der erste Eindruck war ein
anderer: In vielen Bezirken sind die Straßen eng und klein, die
Häuser ziemlich alt und heruntergekommen, der Verkehr ist ähnlich
chaotisch wie in China und es ist auch meistens eher so ordentlich
oder eher dreckig wie in vielen chinesischen Städten.
Zweiter Eindruck,
nachdem ich für vier Nächte im Hostel eine halbe xi‘anesische
Monatsmiete bezahlt habe: Alles ist im Vergleich zu China viel viel
teurer! Nicht nur die Unterkunft, sondern auch die Jiaozi in einem
einfachen Restaurant, die Getränke im 7/11 und die U-Bahn- und
Busfahrten sind deutlich teurer als ich es ein halbes Jahr lang
gewohnt war.
Außerdem noch ein
Problem: Ich bin aus recht heftigem Smog in Xi‘an geflohen, der
einem manchmal nicht mal erlaubte, das übernächste Gebäude zu
sehen, und habe gehofft, dass in Hong Kong schönes Wetter und klare
Luft herrschen würden. Weit gefehlt, das Wetter war nur okay und die
Luftqualität war für honkonger Verhältnisse unglaublich schlecht
(mit Warnungen für die Bevölkerung und Co.), für mich als
Smog-Hartgesottenen wars in Ordnung, aber für die Aussicht nicht so
hilfreich.
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Verrückter Verkehr (okay, das geht hier auf dem Bild schon noch, aber die Busse rasen über die Kreuzungen, dass einem Hören und Sehen vergehen!) und dreckige alte Häuser, dafür kann man auch in China bleiben. Links im Vordergrund eine Filiale der unzähligen Juweliere. |
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Auch das ist für viele Orte in Hong Kong ein Symbolbild, leider bekommt man die Metro nicht mit drauf. Die Brücken führen über Straßen und verbinden Gebäude, oft genug Einkaufszentren, und überwinden Höhenunterschiede. Auf Hong Kong Island gibt es sogar überdachte Rolltreppen für Fußgänger! |
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Ein spannendes Gerüst für ein Haus dieser Größe, ... |
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... aber es scheint ja zu halten! |
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Von so einem Schneemann kann man in HK wohl nur träumen! ;) |
Nun ja, nach diesen
etwas unglücklichen Eindrücken, habe ich mich natürlich trotzdem
noch aufgemacht, die schönen Seiten der Stadt zu entdecken.
Ausgestattet mit einer Reihe Tipps einer Freundin, die schon einige
Jahre in Hong Kong gelebt hat, bin ich mitten in der Stadt wandern
gewesen, habe die (wenn auch etwas getrübte) Aussicht vom Victoria
Peak genossen, bin fast über die gesamte Hong-Kong-Insel mit der
Doppelstock-Straßenbahn gefahren und wusste auch ungefähr, wo man
was Gutes essen kann.
Außerdem sind der
Man-Mo-Tempel (
文武廟)
und das Chi-Lin-Kloster (
志蓮淨苑)
zwei Perlen des Daoismus bzw. des Buddhismus, die ich mir angeschaut
habe.
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Man-Mo-Tempel |
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Chi-Lin-Kloster... |
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... und dazugehöriger Park. |
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Ausflug in ein Fischerdorf. |
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Hafenüberfahrt mit diesem, etwas klapprigen Schiff. Übrigens neben der Straßenbahn das einzige günstige Fortbewegungsmittel (2HK$)! |
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Etwas diesig, so siehts in Xi'an fast immer aus... :P |
Auch wenn es
insgesamt viele schöne Ecken gibt, die mir auch gut gefallen haben,
bleiben mir doch auch einige negative Eindrücke. Nicht zuletzt waren
das oft die hohen Preise und auch das offensichtliche Nebeneinander
von Arm und Reich, z. B. ist in Kowloon gefühltermaßen jedes zweite
Geschäft ein teurer Juwelier oder eine große Bank, wohingegen in
anderen Gegenden an den engen Wohnhäusern der Putz bröckelt. Auch
wenn Armut eher selten offen sichtbar ist, weiß ich doch um die
prekären Verhältnisse der vielen tausenden Hausangestellten und
Arbeiter.
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Skyline von HK am Abend. |
Nach drei Tagen
Hong-Kong-Erlebnis ging es dann planmäßig weiter zum deutlich
angenehmeren Teil meiner Reise: zum Schwesterherz Jule nach
Kambodscha! Auch wenn ich morgens um 5 Uhr aufstehen musste, war ich
doch voller Vorfreude und Aufregung über unser baldiges Wiedersehen
nach einem halben Jahr in so unterschiedlichen Welten wie
Sihanoukville und China, aber dazu dann im nächsten Post mehr und
ausführlicher!